Echtzer Chronik  bis 1972
 




Die Pfarrgemeinde St. Michael Echtz

Die Nikolauskapelle zu Geich

Diese Kapelle, über deren Alter die Meinungen auseinandergehen, wird auch Gasthauskapelle genannt.
 
Die folgende Abhandlung stammt aus der Feder von Rektor Schwarz, Langerwehe, das Foto des Herakles (?) von Architekt Jean Keller, Mariaweiler. Fotokopie: Paul Clemen: ,,Kunstdenkmäler der Rheinprovinz".


Die Gasthauskapelle zu Geich


Die kleine Kapelle in Geich, das älteste kirchliche Bauzeugnis im Kreise Düren, unter Benutzung von römischem Baumaterial entstanden, stammt wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert. In Geich selbst existieren heute keine Urkunden mehr, aus denen man Angaben über die Kapelle und Bauten in der Nachbarschaft entnehmen kann. Der Krieg vernichtete diese unersetzlichen Dokumente, die in einer Truhe verwahrt wurden, als die Bewohner den Ort räumen mußten. (Geicher „Gasthaus“ -Rechnungen und sonstige Urkunden befinden sich im Stadtarchiv Düren, im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und im Allgemeinen Reichsarchiv in Brüssel.)

Das Kapellchen ist wahrscheinlich das älteste von einer Gruppe von Gebäuden, von denen heute keine Spur mehr vorhanden ist. Seit Beginn des 15. Jahrhunderts wird in den Urkunden ein Gasthaus erwähnt, das eine Stiftung der Herren von Merode ist. Es bestand noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die letzten Gebäudereste verschwanden erst nach der Jahrhundertwende. An ihnen führte die jetzt nicht mehr vorhandene, aber durch Flurnamen und Bodenbeschaffenheit noch bestimmbare alte Heer-, Pilger- und Handelsstraße Köln - Kerpen - Birkesdorf - Mariaweiler - Langerwehe - Aachen vorbei. Das Gasthaus wurde von den Kreuzherrnmönchen des benachbarten Klosters Schwarzenbroich geistlich betreut, und die Prioren des Klosters waren die Provisoren oder Vermögensverwalter des Hospitals. Es wird in den historischen Quellen als „ritterliches" Gasthaus gekennzeichnet, wohl ein Prädikat, das von den adeligen Stiftern und Gönnern herzuleiten ist.
 
Das kleine Kapellchen, das vor mehr als 800 Jahren errichtet wurde, erhielt in gotischer Zeit ein höheres Dach und einen Dachreiter mit einem westlichen Strebepfeiler. 1763 baute man die Sakristei an. Später zimmerte man auch noch eine Rokokotreppe, die zu der kleinen Empore hinaufführt. Ungeklärt ist die Herkunft des römischen Quaders an der Südostecke des Kapellchens. Der Stein zeigt das stark verwitterte Relief eines bärtigen, nackten Mannes. Man vermutet, daß es sich vielleicht um Herakles oder Herkules handeln kann. (Siehe Bild folgende Seite)

Durch den Krieg hatte das Kirchlein großen Schaden erlitten. In der Amtszeit von Pfarrer Lauscher in Echtz begann man 1954 mit den ersten Maurerreparaturen. In den folgenden Jahren konnte man dann die großen Einschußlücken im Mauerwerk schließen, man reparierte den Dachstuhl und ließ das Dach völlig neu verschiefern. Das gotische schmiedeeiserne Turmkreuz erhielt nach der Beendigung dieser Arbeiten einen neuen Turmhahn. Die Fenster des Kapellchens wurden mehrere Male verglast. Unbekannte Elemente zerstörten immer wieder die eingesetzten Fenster.

Herakles oder Herkules
Herakles oder Herkules

Jetzt hat man die neuen Buntgläser durch Drahtgitter gegen die Zerstörungsgelüste geschützt. Im März 1958 begannen die Erneuerungsarbeiten im Innern der Kapelle. Die Reste der bäuerlichen barocken Stuckdecke nahm man sorgfältig ab, ergänzte sie und trug sie wieder an. Die Decke, die einen Anstrich in den ursprünglichen Farben Rot, Blau und Gold erhielt, zeigt zwei fünfzackige Sterne mit Trauben und Getreidegarben, die wohl die Fruchtbarkeit symbolisieren sollen.

Fünf kleine Puttenköpfe umgeben in einem Stuckornament in der Mitte der Decke, nahe der Apsis, den Heiligen Geist in der Gestalt der Taube. Ein weiteres Taubensymbol soll wohl auf das „Heilig-Geist-Spital" hinweisen, zu dem das Kapellchen früher einmal gehört haben soll. In der halbkreisrunden Apsis entdeckte man beim Abschlagen des morschen Wandputzes eine interessante romanische Sitznische. Seitlich des Chores fand man bei diesen Arbeiten auch zwei winzige romanische Fensterchen. Die Holzreste der Rahmen in den Öffnungen waren stark angekohlt. Das läßt den Schluß auf einen Brand in romanischer Zeit zu. Das kleine rechteckige Fenster, das man in der Barockzeit seitlich in der Apsis einbrach, ist jetzt wieder geschlossen worden. Das kleine romanische Mittelfenster kommt dadurch zu seiner vollen Wirkung. Der noch vorhandene historische Bestand des kleinen Kirchleins blieb unangetastet, so der kleine steinerne gotische Altartisch, der aus kaum beschlagenen Steinen geschichtet und mit einer Sandsteinplatte abgedeckt wurde. Erhalten blieb selbstverständlich auch der romanische Ausguß in der Apsis und die seitliche Eingangstür zur Sakristei. Die verfallenen Gebäude der Eingangstür zur Kapelle mußten ersetzt werden. Die beiden spätqotischen Glöckchen, die noch vorhanden sind - eins von ihnen konnte nach dem Diebstahl bei einem Kölner Produktenhändler sichergestellt werden - wurden wieder in den Turm aufgezogen. Die Inschrift der größeren Glocke, die aus dem Jahre 1433 stammt, lautet: ANNO DOMINI MCCCCXXXIII. AVE MARIA, GRACIA PLENA, DOMINUS TECUM.

Besondere Aufmerksamkeit hat man in vergangenen Jahren auch dem Patron der Kapelle, dem heiligen Nikolaus, gewidmet. Nicht weniger interessant dürfte die Verbindung der Kapelle und auch des dazu gehörenden Gasthofes und Spitals mit der Pest sein. Die Quellen über dieses Thema sind nicht besonders reich. Ein Zeugnis jener Zeit soll das sogenannte Pestkreuz oder der Peststein sein, den der Besucher hinter dem Chor der Kapelle sehen kann. Von der verwitterten Schrift sind heute noch gut zu lesen das I H S - Zeichen, die Jahreszahl 1666 und der Name Frantz der Scheffen". Ob hier einmal ein Friedhof war? Der Peststein scheint darauf hinzudeuten!

Dr. Domsta schreibt in seinem schon mehrfach erwähnten Katalog „800 Jahre Schloß und Herrschaft Merode" (S. 7):

„Am Geicher Kapellchen, dessen mit römischen Werkstücken durchsetzte Bausubstanz noch dem 12. bis 13. Jahrhundert angehört, stiftete Wilhelm

Das Pestkreuz von 1666
Das Pestkreuz von 1666
(Es lehnt heute an der Rückwand der Geicher Kapelle)

von Merode um 1410 ein Hospital für Pilger und Kranke. Die reichlichen Einkünfte des Hospitals dienten bis zur Aufhebung Ende des 18. Jahrhunderts auch dazu, um notleidenden Bewohnern der Herrschaft mit Kleidung, Nahrungsmitteln und kleinen Darlehen zu helfen."

In der Ausstellung wurde eine Urkunde gezeigt, in der zum erstenmal die Kapelle Geich genannt wird (Katalog S. 31):

"1337 September 7
Vier Schiedsrichter schlichten Streitigkeiten zwischen Werner Herrn von Merode und Gerhard von Merode. Unter anderem wird die Besetzung der augenblicklich vakanten Stelle an der Kapelle zu „Geig" (= Geich) geregelt. Erste Erwähnung der Kapelle."

 Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges wurde die Kapelle zu Geich durch Artilleriebeschuß schwer beschädigt. In den 50er Jahren behob man die Schäden, und am 24. August 1958 gab Pfarrer Esser dem kleinen Gotteshaus die neue Weihe.

Im Jahre 1971 wurde die Kapelle nochmals renoviert.

Nikolauskapelle Geich

Nikolauskapelle Geich

Dürener Lokalanzeiger Aug 1958

Zeitungsausschnitt Aug 1958

Zeitungsausschnitt



Das Spital zu Geich

Nach E. Freiherr von Vorst-Gudenau, Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Bd. IV, S. 11 - 13

Das Dorf Geich liegt im Gebiete der Herrschaft Merode und hat etwa 250 Einwohner. Hier bestand mindestens seit dem Anfang des 15. Jh. ein „Hospital und Gasthaus", also ein Institut, deren es damals an den wenigen und schlechten Heerstraßen mehrere gab (in der Nähe waren ähnliche Institute zu Düren, Nothberg, Dürwiß, Weisweiler und Langerwehe), während dieselben sich jetzt nur auf einigen Alpenpässen noch finden. Wir werden wohl kaum irren, wenn wir annehmen, daß das Spital zu Geich von der Familie Merode ins Leben gerufen worden ist, denn wir finden dasselbe in den ältesten Urkunden immer mit Kloster Schwarzenbroich zusammen erwähnt, namentlich bei Erwerbung der Güter zu Obermerz, welche das Kloster 1422 gemacht hat. Sechs Jahre später jedoch, 1428, kommt das Hospital zu Geich als selbständiger Eigentümer einer Rente von 14 Malter Roggen und 12 Pfennigen aus dem Hofe von Kauweiler vor, welche Rente Arnold von Merode, Domherr zu Lüttich und die übrigen Testaments-Exekutoren Wilhelms von Merode und Wilhelms von Troyen für 266 Rheinische Gulden von den Eheleuten Johann und Bilia von Mommersloch am 16. Oktober 1428 erworben hatten. Im Jahre 1430, am 12. November, kam für 304 Gulden noch eine weitere Rente von 16 Malter aus dem Weiherhofe zu Eggersheim hinzu, welche ebenfalls aus dem Merode-Troyen'schen Vermächtnisse, von den Eheleuten Wilhelm Luysch von Godelsheim und Catharina von Orisheim gekauft wurde. Dieselben Eheleute überließen dann dem Spital i. J. 1433 noch die „Besserung" an dem genannten Weiherhofe für eine nicht genannte Geldsumme. Am 17. September 1427 wurde aus dem Merode-Troyen'schen Legate von den Gebrüdern Johann und Arnold Muyllart von Hüchelhoven eine Fruchtrente zu Irresheim, und ebenso ward 1431 für 216 Gulden eine weitere Rente von 12 Malter Roggen zu Geiersdorf im Gerichte Waldorf von Hilla Bock von Emme, Tochter des verstorbenen Wirich, angekauft. Die Gebrüder von Hüchelhoven scheinen die Fruchtrente unregelmäßig bezahlt zu haben; denn schon 1432 finden wir das Spital im Besitze des halben Hüchelhov'schen Gutes Irresheim.

Auch die obengenannten Eheleute Mommersloch waren 1436 in bedeutendem Zahlungsrückstand, und so wurde dann ebenfalls der Hof Kauweiler zugesprochen, von dem Spital aber für 20 Malter Roggen den früheren Eigentümern verpachtet. Die betreffende Urkunde erwähnt des Spitals Provisor, nennt aber nicht seinen Namen.

Im Jahre 1470 erscheint Wilhelm, Schultheiß zu Echtz, als Bevollmächtigter des Spitals, welches damals einen Gulden Erbrente von den Eheleuten Zilken und Katharina Bonger zu Echtz erwarb.

Den schon genannten Weiherhof zu Eggersheim verpachtete das Spital 1474 auf 39 Jahre den Eheleuten Johann und Hilla Jäger von Pussenheim für 18 Malter Roggen und 6 Pfennige. Als Verpächter, Bevollmächtigte des Spitals, erscheinen jetzt: Peter Offermann, Schultheiß zu Echtz und Gasthausmeister, Bruder Ludwig, Prokurator des Klosters Schwarzenbroich, Heinrich Bars, Altarist zu D'horn, Peter Berch und Arnold Meuter, Schöffen zu Echtz.

Der Hof zu Kauweiler wurde 1497 den Eheleuten Herbert und Katharina von Mommersloch übertragen, welche dafür in den ersten 15 Jahren 18, später 20 Gulden jährlich an Pacht geben sollten. Als Provisoren des Spitals sind nun genannt: Peter Offermann, Schultheiß von Echtz, Bruder Rütger, Prior zu Schwarzenbroich, Nikolaus Nontgin, Pastor zu Echtz, Johann von Frohnhoven, Heinrich Bars, Altarist zu D'horn und Peter Berch.

Der Weiherhof ist 1485, also vor Ablauf der 1474 stipulierten 39 Jahre, den Eheleuten Peter und Hilla Huege von Eschweiler verpachtet. Vermutlich war Johann Jäger inzwischen verstorben und seine Witwe Hilla nachher mit Peter Huege zur 2. Ehe geschritten. Damals kommen als Spital-Provisoren vor: Wilhelm von Salm, Schultheiß zu Echtz und Gasthausmeister, Bruder Rütger, Prior zu Schwarzenbroich, Peter Rost von Düren, „Statthalter" des Pastors zu Echtz, Herr Polmann, Altarist zu D'horn und Peter Berch, Schöffe zu Echtz.

Eheleute Gerhard und Netta Schröder zu Schlich verkaufen dem Spital 1535 eine Erbrente von einem halben Goldgulden, damaliger „Bewahrer" war der Schultheiß zu Schlich namens Peter.

Am 22. Februar 1662 verpachteten Bernhard Kox, Droste zu Merode, Nikolaus Jamin, Prior zur Schwarzenbroich, und Johann Fabritius, Pfarrer zu Echtz, in ihrer Eigenschaft als Provisoren des Hospitals den Hof zu Eggersheim für 18 Malter Roggen an Wilhelm Hoch.

Das Hospital und Gasthaus bestand als solches noch bis Ende des 18. Jh.
Die letzten Gebäudereste sind erst im laufe des 19. Jh. verschwunden [Clemen, Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Seite 125).

Dr. Domsta beschreibt in seinem Katalog, 800 Jahre Schloß und Herrschaft Merode (S. 31 ), verschiedene Urkunden, die sich auf das Hospital in Geich beziehen:

"Schlich, 1535 September 30

Vor dem Gericht zu Schlich verkaufen Meister Gerhard Schroeder und seine Frau Nete dem Hospital zu Geich eine Erbrente von 1/2 bescheidenen oberländischen Goldgulden. Als Pfand für die rechtzeitige Zahlung setzen sie ihr Haus zu Schlich, gelegen zwischen dem Grundstück der Kinder des lahmen Peter und dem Grundstücke des Wilhelm Otten."

„ 1669 Februar 25
Wir, Bernhardus Kox, Droßardt zu Merode, Arnoldus Hertzwurm, Prior zu S: Mattheißdhall gnant Schwarzenbroich und Wernerus Geich, Pastor zu Eichß "= Echtz), als zeitliche Provisores des Ritterlichen Hospitals zu Geich in der Herrschaft Merode gelegen geben den Weierhof zu Eggersheim, der dem Hospital gehört, den Eheleuten Wilhelm Hoich und Katharina Axers für jährlich 15 Malter Roggen in Erbpacht. Melchior Voetz, Vogt des Amtes Nörvenich, und die Nörvenicher Schöffen kündigen zur Beglaubigung ihre Siegel an."

„Mechelen, 1715 Juni 3
Johann Philipp Eugen Graf von Merode, Markgraf von Westerloo etc., ernennt Bernhard Wetstein als Nachfolger des verstorbenen Arnold Wetstein zum Kaplan der Nikolaus-Kapelle in Geich."

„Köln, 1829 April 25
Das Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln fragt beim Grafen von Merode Westerloo an, welcher Geistliche jetzt die aus jährlich 18 Maltern Roggen bestehenden Stiftungseinkünfte der Kapelle zu Geich beziehe, nachdem Michael Joseph Barth, der letzte noch von Euer Hochgeboren präsentierte und von der Erzbischöflichen Behörde investierte Besitzer dieser Stiftung, die er bis an sein Lebensende bezogen hat, 1821 gestorben ist."



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